An der 70.3 Ironman Weltmeisterschaft in Lahti realisierte ich eine neue persönliche Bestzeit über die 70.3 Ironman Distanz (4 Stunden und 8 Minuten). Eine Woche danach kriegte ich am Powerman Zofingen keine Energie aufs Pedal. Das zeigt einmal mehr, wie nahe Erfolg und Niederlage beieinander liegen.
Mehr dazu in diesem Rennbericht.
Grenzen verschieben war mein Motto für die 70.3 Ironman Weltmeisterschaft. Aus diesem Grund habe ich abgesehen von meinem Heimrennen (Tempo-Sport Linthathlon) nach dem 70.3 Ironman Rapperswil keine Wettkämpfe absolviert und den Fokus auf hohes Trainingsvolumen gesetzt. Die Vorbereitungen waren sehr intensiv und hatten es in sich. Die Temperaturen waren während dieser Zeit öfters ziemlich hoch, was das Training auch nicht immer leichter gemacht hat. Umso mehr habe ich es geschätzt, dass ich von meinem Umfeld grossartigen Support erhalten habe, was mich zusätzlich gepusht hat. Insgesamt bin ich happy, wie die Vorbereitungen gelaufen sind. Nebst höheren Trainingsumfängen, fokussierte ich mich konsequent auf eine gute Schlafqualität und optimierte meine Ernährung weiter. Von meinem Umfeld wurde ich öfters als Freak wahrgenommen und die einen dachten auch, dass ich es in gewissen Hinsichten übertreibe. Ich bin jedoch überzeugt, dass ich auf dem richtigen Weg bin und mich das auch in Zukunft zu Höchstleistungen verhelfen wird.
Mit Temperaturen von ca. 18 Grad war es in Lahti einiges kühler als die Tage zuvor in der Schweiz. Die Anreise verlief wie bei vielen anderen auch nicht wie erhofft. Mein Rad hatte es nicht in den Flieger geschafft. Es kam mit dem nächsten Flieger an, sodass ich es am darauffolgenden Tag abholen konnte. Hat mich ziemlich Zeit und Nerven gekostet, aber ich war froh, dass schlussendlich alles geklappt hat. Ich habe es geschätzt, dass mein Radsponsor (Kú Cycle) vor Ort war und deren Mechaniker mein Rad nochmals geprüft hat, sodass am Wettkampf alles perfekt funktioniert hat. Zum Glück konnte ich mich die darauffolgenden Tage bis zum Wettkampf gut erholen, sodass ich am Wettkampf mein Potenzial abrufen konnte. Etwas speziell war das Einkaufen im Supermarkt. Die Produkte waren alle nur auf finnisch angeschrieben und somit war es etwas ein Durchkämpfen, bis man seine Produkte gefunden hat. Damit der Fettstoffwechsel auf Hochtouren läuft, ernähre ich mich bis kurz vor dem Wettkampf Low-Carb-High-Fat. Mir war wirklich wichtig, dass ich nicht aus versehen ein zuckerhaltiges Produkt erwische, was meine ernährungsweise in Finnland ziemlich langweilig gestaltete. So bestand meine Ernährung beinahe nur aus Eier, Kokosfett, Avocado, Salat, Parmesan und schwarzer 90% Kakao Schokolade. So konnte ich stets sicher gehen, dass ich bis kurz vor dem Wettkampf die Kohlenhydrate tief halte und keine ungewollten Insulinschwankungen habe.
Vor dem Wettkampf war ich sehr nervös, aber ich fühlte mich sehr gut vorbereitet. Das Niveau beim Schwimmen war definitiv höher als bei den anderen 70.3 Ironman Wettkämpfen, die ich absolviert habe. Mit einer Schwimmzeit von 33 Minuten habe ich aber dennoch nicht die Schwimmleistung abgeliefert, welche ich mir erhofft habe. Beim Schwimmausstieg habe ich dann noch das Schienbein angeschlagen, weshalb ich anfangs der ersten Wechselzone etwas humpelte. Dies legte sich zum Glück aber schnell wieder und auf dem Rad konnte ich voll aufdrehen und habe den ein oder anderen mit meiner Radzeit überrascht (44km/h Schnitt über 90 Kilometer). Die Strecke war ziemlich flach, sodass man fast konstant in Aeroposition durchfahren konnte. Dies kam mir sehr entgegen. Mental war die Strecke dennoch fordernd. Fast von Beginn an hat es in Strömen geregnet. Die Sicht war limitiert und ich musste viele Athleten überholen. Mit einem Durchschnittspace von 3:59min/km lief ich das erste Mal einen Pace unter 4 Minuten pro Kilometer an einem 70.3 Ironman Wettkampf. Anders als die Radstrecke war die Laufstrecke mit 200 Höhenmeter über 21.1 Kilometer etwas hügelig. Nach ca. Kilometer 15 verspürte ich ein leichtes Zwicken an der Achillessehne, sodass meine Laufleistung am Ende etwas eingebrochen ist. Mein Ziel unter 4 Stunden und 10 Minuten zu finishen habe ich erreicht. Im Vergleich zu anderen Athleten ist mein Laufvolumen noch ziemlich gering und ich bin überzeugt, dass ich da noch viel Potenzial habe, wenn ich in der Lage bin, dieses hochzuschrauben. Aktuell dauert es noch etwas, bis meine Sehnen und Bänder diese Belastungen ertragen können.
Am Tag nach dem Wettkampf flog ich bereits wieder zurück nach Zürich. Am Flughafen in Helsinki herrschte Chaos – die Leute waren überfordert mit all diesen Fahrrädern am Flughafen. Über 2 Stunden stand ich am Flughafen, bis ich mein Rad einchecken konnte. Speziell nach so einer grossen Belastung mit so schwerem Gepäck ist das alles andere als angenehm. Für mich auch eine Lehre, da ich zukünftig nach so einem Wettkampf frühestens erst 2 Tage nach dem Wettkampf zurückfliegen würde. Etwas genervt war ich dann auch, dass mein Rad beim Rückflug wieder nicht ankam (glücklicherweise wurde mir dieses dann mit der Post zu mir nach Hause geschickt). Wie dem auch sei: Viele Dinge rund um den Wettkampf, die nicht wie erhofft verliefen….dennoch: Die Strecke und die vielen Leute, die mitgefiebert und mich unterstützt haben, war absolut grossartig. Ein grosses Dankeschön an meine Familie, Freunde, Coach, Sponsoren und alle Unterstützer von meinem Crowdfunding-Projekt. Es freut mich sehr, dass ich mit HSO und Kraftgras zwei neue Sponsoren hinzugewinnen konnte.
Nur eine Woche nach Lahti stand der Powerman Zofingen auf dem Plan (Short Distanz Duathlon Wettkampf –> 10km Laufen, 50km Rad und 5km Laufen). Zwei Tage nach Lahti bin ich am Morgen mit einer Erkältung aufgewacht. Ich fühlte mich schlapp, hatte einen rauen Hals und energielos (kein Fieber). Bis zum Wettkampftag fühlte ich mich besser und da ich von letztem Jahr sehr gute Erinnerung an diesen Wettkampf hatte und auch noch meine Freundin dabei war und selber startete, wollte ich da unbedingt starten. Ich merkte jedoch sehr schnell, dass ich mich sehr kraftlos fühlte und brachte nicht die übliche Energie aufs Pedal und auch beim Laufen fühlte ich mich energielos. Schlussendlich beendete ich das Rennen auf Rang 7.
Da ich mich auch jetzt, 5 Tage nach dem Wettkampf, noch immer nicht 100% fühle und wirklich einen grossen Fokus auf Erholung lege, wäre es ziemlich sicher vernünftiger gewesen, diesen Wettkampf mit diesen Voraussetzungen nicht zu machen, doch im Nachhinein ist man immer schlauer.
Der Fokus liegt aktuell beim Gesund werden. Ich hoffe, dass ich am 16. September energiegeladen am Greifenseelauf (Halbmarathon) an der Startlinie sein kann. Danach steht bald die Saisonpause an bevor es wieder mit dem Aufbau losgeht. Ich habe mir viel vorgenommen über den Winter. #staytuned